Publiziert von: Monika Widmer
Bereitgestellt: 19.04.2025
Zum 60. Geburtstag unserer Titus Kirche entwickelte Pfarrerin Monika Widmer Hodel die gute Idee, eine Gemeindereise zur ersten Titus Kirche auf Kreta zu organisieren. In kurzer Zeit meldeten sich 26 Teilnehmende an. Ende Januar lud Monika Widmer alle Reisefreudigen zu einem gediegenen Kennenlern-Abend ein mit Infos und Gründung einer WhatsAPP Gruppe, die später für das Teilen von Fotos genutzt wird.
Am Samstagmorgen, 29. März, geht das Abenteuer los. In einer vollbesetzten Edelweiss Maschine fliegen wir als Gruppe in drei Stunden von Zürich nach Heraklion. Bei der Ankunft ist es bereits dunkel. Ein Bus, der uns während dem ganzen Aufenthalt an alle Orte fahren wird, bringt uns zum Hotel. Trotz später Ankunft geniessen wir ein reichhaltiges Buffet. Anschliessend beziehen wir schöne Hotelzimmer für die nächsten acht Nächte im Hotel Palmera Beach direkt am Meer.
Die Titus Kirche in Heraklion ist der erste Höhepunkt unserer Reise. Wir spazieren die Hauptstrasse hinauf vorbei an Häusern mit venezianischen und osmanischen Einflüssen aus den verschiedenen Herrscherepochen. Die Titus Kirche liegt zentral. Vor allem durch Erdbeben und Brände ist es nicht mehr die Kirche aus der Zeit von Titus. Die aktuelle quadratische Kirche mit Kuppeldach wurde von den Türken 1869 nach einem Erdbeben als Moschee mit Ausrichtung nach Mekka aus den Trümmern errichtet. 1925 erfolgte die Weihung zur christlich orthodoxen Titus Kirche. Das erfahren wir vom orthodoxen Priester. Mit Beginn der osmanischen Zeit retteten die vertriebenen Venezianer eine wichtige Marien Ikone und die Reliquie mit dem Kopf von Titus nach Venedig. Die Reliquie wurde in den 1960-er Jahren zurückgegeben und wird in einer Seitenkapelle aufbewahrt. Die Marien Ikone ist in der Titus Kirche bis heute nur eine Kopie. Auf einer der vielen Ikonen ist das Verlesen des Titus Briefes dargestellt. Es wird vermutet, dass Titus ein Kreter aus der Oberschicht war. Zum Abschluss dürfen wir in der Kirche singen. Mit den perfekten Sängerinnen tönt es gewaltig. Die Besucher trauen sich nicht mehr in den Kirchenraum, der orthodoxe Priester kommt begeistert zurück und verteilt an uns Ikonenbilder von Titus.
Monika Widmer will mit uns jeweils gemeinsam den Tag beginnen und einen Text mitgeben sowie abends einen Rückblick halten. Leider kann das Hotel keinen separaten Raum anbieten. Es wird immer etwas improvisiert. Für das Lesen des Titus Briefes organisiert die Hotelmanagerin über ihren Pfarrer einen Kirchenraum am Ort. Er ist ideal mit Tischen. Die Schweizer Schoggi einer Teilnehmerin rührt den Priester so, dass wir Ikonenbilder vom 12-jährigen Jesus erhalten. Am Schluss ist die Distanz von protestantisch und Pfarrerin überwunden und er öffnet uns seine orthodoxe Kirche. Er klatscht lautlos zu unserem Gesang Beifall und gibt uns von seiner wichtigsten Marien Ikone Bilder. 97 Prozent der Kreter glauben griechisch-orthodox. Griechenland kennt keine Trennung von Kirche und Staat. Somit erhalten die Mitarbeitenden der Kirche staatliche Saläre. Interessanterweise müssen die Priester im Gegensatz zu den Bischöfen verheiratet sein und eine Familie gründen.
2'000 Jahre vor Titus entwickelte sich in Kreta eine Hochkultur. Auf dem Weg zur riesigen archäologischen Ausgrabungsstätte in Knossos gibt uns die gut deutschsprechende kretische Reiseführerin Rania einen kurzen Überblick in der griechischen Mythologie. Mich fasziniert welche Erklärungen und Parallelen zu den Ausgrabungen gezogen werden. Der britische Arthur Evans legte vor etwa 100 Jahren ein grosses mehrstöckiges geniales Palastsystem mit Belüftung, Beleuchtung, Entwässerung und Treppen mit guten Stufenverhältnissen frei, das nach 300 Jahren durch ein Erbeben zerstört wurde. Ein cleveres Kellersystem ermöglichte die Lagerung von grossen Lebensmittelvorräten. Evans prägte den Ausdruck der minoischen Gesellschaft. Diese pflegte Handel mit den Pharaonen in Ägypten. Vermutlich wurden Künstler für Wandmalereien und sicher die blaue Farbe aus Ägypten geholt. Auf gefundenen Malereien sind nur Frauen zu sehen. Unsere Reisevführerin mutmasst, dass die Frauen das Sagen hatten. Zudem wurden keine Befestigungsanlagen gefunden. Passend zum Gebäudekomplex sind viele mächtige Pfaue sicht- und hörbar unterwegs. Die meisten Gegenstände aus der 30-jährigen Ausgrabungszeit blieben im Lande und sind im archäologischen Museum in Heraklion ausgestellt. Der Museumsbesuch gehört zum Reiseprogramm, wie auch die Ausgrabungen der kleineren sinngemässen minoischen Paläste in Phaestos auf einem Hügel und in Malia.
In Gortys besichtigen wir die Ruinen, der einstigen römischen Hauptstadt in Kreta. Dort sind von Interesse die sichtbar wiederverwendeten Steintafeln von Gesetzen eines nachfolgenden Stadtstaates der minoischen Kultur als Bausteine. Die Gesetze tönen auch für die heutige Zeit sehr modern!
Unterwegs können wir die tolle Landschaft mit einer interessanten Flora geniessen. Neben Olivenplantagen gibt es uralte knorrige Olivenbäume und grosse Feigenkakteen. In Krasi bestaunen wir eine Platane mit 18 Meter Stammumfang. Gleich gegenüber steht eine Brunnenanlage, wo früher Dorfbewohnerinnen ihre Wäsche erledigten. Kreta ist gebirgig. Wir sehen sogar schneebedeckte Berge. Unser Buschauffeur scheut keine steilen Strassen mit engen Kurven und manövriert den Bus durch schmale, verwinkelte Dorfstrassen. In den Bergen besuchen wir ein abgelegenes Kloster mit einer kleinen Kirche und erreichen anschliessend ein ebenes Hochplateau mit landwirtschaftlicher Nutzung. An einer Bergkante stehen noch einige Windmühlen, viele sind nur noch Ruinen. Im nahen Bergrestaurant wird uns ein typisches Blätterteiggebäck mit Käsefüllung, das mit Honig bestrichen ist, serviert. Bei den Essen sitzt die Gruppe immer unterschiedlich zusammen, was das persönliche Kennenlernen erleichtert und zur Bildung einer guten Gemeinschaft hilft. Auch die örtliche Reiseführerin ist begeistert von der interessierten, guten Gemeinschaft. Als es einmal knapp wird mit der Mittagspause, bringt sie kretisches Ostergebäck mit. Ein besonders schönes Tal wird durchwandert. Alle Nichtwanderer werden mit dem Bus an den Zielort gebracht und geniessen das Angebot einer kretischen Gartenbeiz. Bei einer Wein Degustation nehmen alle teil. Die Mitbesitzerin einer Weinkellerei stellt ihre wichtigsten Weinsorten vor. Auf dem langen Tisch stehen Apéro-Plättchen mit Speisen für die einzelnen Weinproben bereit.
Stadtbesichtigungen zeigen immer wieder die kulturellen Einflüsse über die Zeit. In Rethymno steht im venezianischen Hafen ein osmanischer Leuchtturm. In den schmalen Altstadtgassen wurden die Balkone durch Erker ersetzt, damit die muslimischen Frauen auf die Strassen sehen konnten ohne selbst erkannt zu werden. Eine Klosterkirche wurde zu einer Moschee umgebaut. Die Dachlandschaft wurde durch Kuppeln ersetzt und im Gebäudeinnern ein Minarett errichtet. Besonders bedrückend ist ein Mahnmal für die vielen vertriebenen christlichen Frauen und Kinder. Die meisten Männer wurden ermordet.
Bei schönstem Wetter unternehmen wir einen Bootsausflug auf die Insel Spinalonga. Hier gibt es Wohnhäuser aus der osmanischen Zeit. Die Kreter verbannten zwischen 1904 bis 1957 ihre Lepra Kranken auf diese Insel, die heute unbewohnt ist. Ein junger, erkrankter Jurist kämpfte für die Rechte dieser Menschen. Trotzdem weiss man nicht, wie viele Menschen auf die Insel kamen, weil sie anonym begraben wurden. Eine schockierte Besucherin schrieb einen faktenbasierten Roman, der verfilmt wurde. Seither gehört die Insel zur grusligen Touristenattraktion mit schöner Landschaft.
Am Sonntag, 6. April, erleben wir auf der Rückreise einen Jungfernflug mit einem grossen Airbus A350-900 von der Fluggesellschaft Edelweiss, der später für Langstreckenflüge eingesetzt wird.
Für die erlebnisreiche Jubiläumsreise danke ich Monika Widmer im Namen aller Teilnehmenden herzlich!
Heinrich Mahler
Die Titus Kirche in Heraklion ist der erste Höhepunkt unserer Reise. Wir spazieren die Hauptstrasse hinauf vorbei an Häusern mit venezianischen und osmanischen Einflüssen aus den verschiedenen Herrscherepochen. Die Titus Kirche liegt zentral. Vor allem durch Erdbeben und Brände ist es nicht mehr die Kirche aus der Zeit von Titus. Die aktuelle quadratische Kirche mit Kuppeldach wurde von den Türken 1869 nach einem Erdbeben als Moschee mit Ausrichtung nach Mekka aus den Trümmern errichtet. 1925 erfolgte die Weihung zur christlich orthodoxen Titus Kirche. Das erfahren wir vom orthodoxen Priester. Mit Beginn der osmanischen Zeit retteten die vertriebenen Venezianer eine wichtige Marien Ikone und die Reliquie mit dem Kopf von Titus nach Venedig. Die Reliquie wurde in den 1960-er Jahren zurückgegeben und wird in einer Seitenkapelle aufbewahrt. Die Marien Ikone ist in der Titus Kirche bis heute nur eine Kopie. Auf einer der vielen Ikonen ist das Verlesen des Titus Briefes dargestellt. Es wird vermutet, dass Titus ein Kreter aus der Oberschicht war. Zum Abschluss dürfen wir in der Kirche singen. Mit den perfekten Sängerinnen tönt es gewaltig. Die Besucher trauen sich nicht mehr in den Kirchenraum, der orthodoxe Priester kommt begeistert zurück und verteilt an uns Ikonenbilder von Titus.
Monika Widmer will mit uns jeweils gemeinsam den Tag beginnen und einen Text mitgeben sowie abends einen Rückblick halten. Leider kann das Hotel keinen separaten Raum anbieten. Es wird immer etwas improvisiert. Für das Lesen des Titus Briefes organisiert die Hotelmanagerin über ihren Pfarrer einen Kirchenraum am Ort. Er ist ideal mit Tischen. Die Schweizer Schoggi einer Teilnehmerin rührt den Priester so, dass wir Ikonenbilder vom 12-jährigen Jesus erhalten. Am Schluss ist die Distanz von protestantisch und Pfarrerin überwunden und er öffnet uns seine orthodoxe Kirche. Er klatscht lautlos zu unserem Gesang Beifall und gibt uns von seiner wichtigsten Marien Ikone Bilder. 97 Prozent der Kreter glauben griechisch-orthodox. Griechenland kennt keine Trennung von Kirche und Staat. Somit erhalten die Mitarbeitenden der Kirche staatliche Saläre. Interessanterweise müssen die Priester im Gegensatz zu den Bischöfen verheiratet sein und eine Familie gründen.
2'000 Jahre vor Titus entwickelte sich in Kreta eine Hochkultur. Auf dem Weg zur riesigen archäologischen Ausgrabungsstätte in Knossos gibt uns die gut deutschsprechende kretische Reiseführerin Rania einen kurzen Überblick in der griechischen Mythologie. Mich fasziniert welche Erklärungen und Parallelen zu den Ausgrabungen gezogen werden. Der britische Arthur Evans legte vor etwa 100 Jahren ein grosses mehrstöckiges geniales Palastsystem mit Belüftung, Beleuchtung, Entwässerung und Treppen mit guten Stufenverhältnissen frei, das nach 300 Jahren durch ein Erbeben zerstört wurde. Ein cleveres Kellersystem ermöglichte die Lagerung von grossen Lebensmittelvorräten. Evans prägte den Ausdruck der minoischen Gesellschaft. Diese pflegte Handel mit den Pharaonen in Ägypten. Vermutlich wurden Künstler für Wandmalereien und sicher die blaue Farbe aus Ägypten geholt. Auf gefundenen Malereien sind nur Frauen zu sehen. Unsere Reisevführerin mutmasst, dass die Frauen das Sagen hatten. Zudem wurden keine Befestigungsanlagen gefunden. Passend zum Gebäudekomplex sind viele mächtige Pfaue sicht- und hörbar unterwegs. Die meisten Gegenstände aus der 30-jährigen Ausgrabungszeit blieben im Lande und sind im archäologischen Museum in Heraklion ausgestellt. Der Museumsbesuch gehört zum Reiseprogramm, wie auch die Ausgrabungen der kleineren sinngemässen minoischen Paläste in Phaestos auf einem Hügel und in Malia.
In Gortys besichtigen wir die Ruinen, der einstigen römischen Hauptstadt in Kreta. Dort sind von Interesse die sichtbar wiederverwendeten Steintafeln von Gesetzen eines nachfolgenden Stadtstaates der minoischen Kultur als Bausteine. Die Gesetze tönen auch für die heutige Zeit sehr modern!
Unterwegs können wir die tolle Landschaft mit einer interessanten Flora geniessen. Neben Olivenplantagen gibt es uralte knorrige Olivenbäume und grosse Feigenkakteen. In Krasi bestaunen wir eine Platane mit 18 Meter Stammumfang. Gleich gegenüber steht eine Brunnenanlage, wo früher Dorfbewohnerinnen ihre Wäsche erledigten. Kreta ist gebirgig. Wir sehen sogar schneebedeckte Berge. Unser Buschauffeur scheut keine steilen Strassen mit engen Kurven und manövriert den Bus durch schmale, verwinkelte Dorfstrassen. In den Bergen besuchen wir ein abgelegenes Kloster mit einer kleinen Kirche und erreichen anschliessend ein ebenes Hochplateau mit landwirtschaftlicher Nutzung. An einer Bergkante stehen noch einige Windmühlen, viele sind nur noch Ruinen. Im nahen Bergrestaurant wird uns ein typisches Blätterteiggebäck mit Käsefüllung, das mit Honig bestrichen ist, serviert. Bei den Essen sitzt die Gruppe immer unterschiedlich zusammen, was das persönliche Kennenlernen erleichtert und zur Bildung einer guten Gemeinschaft hilft. Auch die örtliche Reiseführerin ist begeistert von der interessierten, guten Gemeinschaft. Als es einmal knapp wird mit der Mittagspause, bringt sie kretisches Ostergebäck mit. Ein besonders schönes Tal wird durchwandert. Alle Nichtwanderer werden mit dem Bus an den Zielort gebracht und geniessen das Angebot einer kretischen Gartenbeiz. Bei einer Wein Degustation nehmen alle teil. Die Mitbesitzerin einer Weinkellerei stellt ihre wichtigsten Weinsorten vor. Auf dem langen Tisch stehen Apéro-Plättchen mit Speisen für die einzelnen Weinproben bereit.
Stadtbesichtigungen zeigen immer wieder die kulturellen Einflüsse über die Zeit. In Rethymno steht im venezianischen Hafen ein osmanischer Leuchtturm. In den schmalen Altstadtgassen wurden die Balkone durch Erker ersetzt, damit die muslimischen Frauen auf die Strassen sehen konnten ohne selbst erkannt zu werden. Eine Klosterkirche wurde zu einer Moschee umgebaut. Die Dachlandschaft wurde durch Kuppeln ersetzt und im Gebäudeinnern ein Minarett errichtet. Besonders bedrückend ist ein Mahnmal für die vielen vertriebenen christlichen Frauen und Kinder. Die meisten Männer wurden ermordet.
Bei schönstem Wetter unternehmen wir einen Bootsausflug auf die Insel Spinalonga. Hier gibt es Wohnhäuser aus der osmanischen Zeit. Die Kreter verbannten zwischen 1904 bis 1957 ihre Lepra Kranken auf diese Insel, die heute unbewohnt ist. Ein junger, erkrankter Jurist kämpfte für die Rechte dieser Menschen. Trotzdem weiss man nicht, wie viele Menschen auf die Insel kamen, weil sie anonym begraben wurden. Eine schockierte Besucherin schrieb einen faktenbasierten Roman, der verfilmt wurde. Seither gehört die Insel zur grusligen Touristenattraktion mit schöner Landschaft.
Am Sonntag, 6. April, erleben wir auf der Rückreise einen Jungfernflug mit einem grossen Airbus A350-900 von der Fluggesellschaft Edelweiss, der später für Langstreckenflüge eingesetzt wird.
Für die erlebnisreiche Jubiläumsreise danke ich Monika Widmer im Namen aller Teilnehmenden herzlich!
Heinrich Mahler